Nach den Corona bedingten Wirren der letzten Jahre starteten wir in die Spielzeit 21/22 mit entsprechend großen Fragezeichen: „Wo stehen wir mit unserem Team ? Wie viel konnten wir durch unsere alternativen Trainingsangebote in dieser Zeit abfedern ? Wie ist die Konkurrenz um die teils mit Nationalspielerinnen gespickten anderen Teams aufgestellt und durchgekommen ?“. All das waren die Fragen vor der Wiederaufnahme des WNBL Spielbetriebs.
Als wohl einen der größten Erfolge können wir im Rückblick die Tatsache festhalten, dass wir in der Lage waren tatsächlich alle Spiele der Saison auch anzutreten. Das war bei weitem nicht bei allen Teams der Fall und zeugt von der guten Umsetzung und Disziplin unseres eigenen Umgangs mit den Herausforderungen durch Corona.
Sportlich gesehen überraschte unser Team uns dann im allerpositivsten Sinne. „Natürlich hatten wir mit Lina Falk eine der Topspielerinnen des Jahrgangs deutschlandweit. Aber gerade die Berliner sind da noch deutlich breiter aufgestellt und auch Wedel hat da einiges zu bieten. So war unser formuliertes Startziel einfach die sichere Playoff-Teilnahme.“, äußerten sich die Teamverantwortlichen zu Saisonstart. Aber da hatten sie die Rechnung ohne ihre Mädels gemacht, denn schnell wurde klar, dass hier eine ganz besondere Gruppe von Spielerinnen entstanden war. „Der große Zusammenhalt, die Teamchemie und die stets gute Stimmung führten schon früh zu zahlreichen Siegen und wir waren auf einmal die Nummer 1 in der Staffel.“ Dieses Zwischenergebnis, sicher auch bedingt durch die vielen Spielausfälle der anderen, führte dann an Weihnachten zur Korrektur der selbst gesetzten Ziele nach oben. Ein tiefer Playoff-Run war jetzt realistisch und das Top 4 Finalturnier das neue und sicher auch hoch, aber eben nicht zu hoch, gesetzte Ziel.
Im Sog der Erfolge entwickelten sich hinter Lina weitere sehr talentierte junge Frauen zu Leistungsträgerinnen. Ida Bikker, Lena Lingnau, Zoe Wildrich, Maja Rohkohl und Lara Bosse trugen die geteilte Last und lieferten immer wieder zuverlässig ab. Bis zu ihrer schweren Verletzung war auch Svea Junger auf einem guten Weg und konnte nur gestoppt werden durch dieses große Missgeschick – genauso wie es Anna Niemann und Emilija Krasinskaite leider schon vor der Saison erwischt hatte. Anouk Weber als Rookie auf der im Basketball so wichtigen Aufbauposition machte große Fortschritte und auch Lilly Faustmann setzte immer öfter echte Akzente in den Partien und Karla Busch sorgte auf der großen Position für wichtige Entlastung. „Diese vielen Namen zeigen schon, worauf unser Erfolg fußte: die Breite machte uns schwer ausrechenbar und offensichtlich sehr konkurrenzfähig.“, freuten sich Neumann und Steinwerth über die Entwicklung.
In den Playoffs war also nun unsere Mannschaft plötzlich ein Favorit und wurde dieser Rolle auch direkt gerecht. Gegen Bochum konnte man ohne Bedrängnis ein 2:0 einfahren und wartete nun auf den Gegner der nächsten Runde. Das wurde dann jedoch zu einer echten Hängepartie, denn Chemnitz war durch die Pandemie so sehr gebeutelt, dass man nicht wusste ob und wie die Serie mit Osnabrück dort gespielt werden würde. Letztlich „durften“ die Sächsinnen dann nach nur einer „halben Runde“ in die Spiele mit uns einziehen. In Chemnitz siegten wir mit knappen 6 Punkten Vorsprung, was nach dem Spielverlauf eigentlich etwas zu wenig war. Und das sollte sich dann im Rückspiel leider auch rächen. Die Zone der Gäste machte alles extrem schwer und die Würfe von außen wollten nicht fallen wie gewohnt. Am Ende musste gar die Verlängerung her, um den Teilnehmer des Top 4 zu ermitteln. „Chemnitz war etwas glücklicher, aber auch durchaus abgezockter als wir. Ihre Erfahrung als amtierender WNBL Champ machte sich bezahlt und vor allem an der Freiwurflinie in der entscheidenden Phase war bei uns das Zittern größer als bei ihnen.“, kommentierte Steinwerth mit etwas Abstand den Krimi im Landeshuter Platz. Dieser eine fehlende Punkt hätte den Einzug ins Top 4 bedeutet, was man sogar hätte ausrichten dürfen. Viele Tränen galt es zu trocknen und die große Enttäuschung aufzufangen. Vergleicht man allerdings die Startkonstellation der Saison mit deren Ausgang, können wir diese Spielzeit als Erfolg verbuchen. Und besonders die entwickelten „anderen“ Spielerinnen im Laufe des Wettbewerbs stehen ja für die Ziele und Werte unseres Fördervereins. Dass also neben den bekannten Lina Falks oder Lena Lingnaus nun andere Namen ebenfalls auf dem Radar auftauchen, ist ähnlich viel wert wie die unglücklich verpasste Medaillenchance.
So schauen wir mit Freude auf die nun anstehende Saison, in der unsere Talente auf diesen Erfahrungen aufbauend den nächsten Schritt in ihrer Laufbahn machen werden. Entweder in der WNBL oder wie die ausgeschiedenen 2004er Frauen nun endgültig im Erwachsenen-Basketball.